Trinidad! Eine sehr ansehnliche Stadt mit Haken- 08.+09.12.12

Am 8.12 in der Früh marschierten wir noch schnell in die Stadt (Santa Clara) um Wasser + Brot für die Autofahrt zu kaufen. In der Hauptstraße schrie ein Taxifahrer “Havanna, Varadero, Trinidad? ”

Wir überlegten wie viel und der Bus + jeweils ein Taxi zum Bahnhof bzw. dann weiter in die Casa kosten würde und begannen mit ihm zu verhandeln. (2x8CUC Busticket+ 2×3 CUC für die Taxifahrten= 22CUC) Mehr als 25-30 CUC wollten wir nicht zahlen. Der Taxifahrer wollte unbedingt 40CUC. Nach einer langen Verhandlungsphase akzeptierte er unsere 30CUC, lud uns in seinen 35Jahre alten Lada (Sicherheitsgurte, funktionierende Anzeigen, usw – nein, aber schöne Verzierungen – ja) und kutschierte uns zu unserer Casa.

IMG_6377

Wir packten schnell zusammen, verstauten die Koffer mit Müh und Not im Auto und machten uns auf den Weg nach Trinidad. Die erste Hürde war aus der Stadt hinaus zu kommen. Erst mal waren wir tanken, wo er den Kofferraum aufmachte (da war unser Gepäck drin) und ewig hineintankte. Danach machten wir noch einen kurzen Halt bei seinem Haus um irgendetwas abzuholen, und dann ging es los. Während der ganzen Fahrt – aber besonders in der Stadt – fuhr er, sogar für kubanische Verhältnisse seeehr knapp an Fußgängern und Radfahrern vorbei. Mehr als nur 1 Mal haben wir gedacht dass er gleich jemanden auf dem Gewissen haben wird. Während der ca. zweistündigen Fahrt versuchte er immer wieder uns etwas zu erzählen (meistens über Che – numero uno person liberto! … oder irgend sowas), und meistens haben wir auch was verstanden und ein bisschen antworten können. Die Straße die wir genommen haben – laut ihm die schnellste Route – hat sich ständig verändert. Direkt nachdem wir aus der Stadt heraußen war gerade eine Spur neu asphaltiert. Also sind die Autos und LKWs einfach daneben (links oder rechts, wo es besser ausgeschaut hat) im Gras gefahren. An einem LKW sind wir vorbeigefahren, der ist anscheinend auf dem frischen Asphalt zum Stehen gekommen und wie er wieder anfahren wollte haben seine Reifen durchgedreht und er ist stecken geblieben – toll.

IMG_6379

Nach ca. einer Stunde zeigte er auf die Berge vor uns und erklärte, dass dahinter schon Trinidad liegt. Die Straße veränderte sich: jede Menge Schlaglöcher – oder besser: zwischen den ganzen Schlaglöchern war ein bisschen Straße. Zehn Minuten später war dann der Asphalt ganz Weg – Schotterpiste. Das Auto hat sich den Berg hinaufgequält, es aber irgendwie geschafft. Nach insgesamt ca. zwei Stunden sind wir dann endlich in Trinidad angekommen und vor der Adresse die wir ihm gegeben haben abgesetzt worden. Die Casa haben wir von Alejandro (aus Havanna) bekommen. Wir wurden von eine netten Mann begrüßt, der schon unsere Namen kannte – anscheinend hat Alejandro auch schon angerufen – aber er sagte sie haben keinen Platz mehr – aber bei seinem Bruder. Unser Taxifahrer wollte uns für den Fixpreis den wir ihm bezahlt haben nicht mehr die 200m weiter bringen und ist inzwischen schon gegangen. Also wurde ein Bici-Taxi bestellt, unser Gepäck hinten drangeschnallt…

IMG_6381

…und los ging die Fahrt – bergauf – über Pflastersteine ihresgleichen suchen. Der arme Mann war nach einer Minute fix und fertig und wirklich schnell ging es auch nicht voran. Ich wollt schon aussteigen – woraufhin er mir deutet, dass ich sitzen bleiben soll – “pocito” (was soviel bedeutet wie wenig oder Kleinigkeit). Er hat aber anders ausgeschaut. Mittlerweile war ein T-Shirt vollkommen durchschwitzt und wir sind aber erst ca 250m gefahren. Ich bin dann ausgestiegen und habe geschoben, da ich nicht mehr mehransehen konnte wie er sich abstrampelte. Er hat dann auch noch das Gepäck hineingetragen und von unserem Vermieter einen Becher Wasser bekommen.

Die Casa liegt mitten in der Altstadt und sieht von außen ziemlich unspektakulär aus.

IMG_6393

Aber der Schein trügt. Johan, der 10 Jahre in Frankreich als Koch gearbeitet hat, ist vor ein paar Jahren zurück nach Kuba gekommen um seinen Traum zu erfüllen und hier eine Casa zu führen (wie auch sein Bruder). Er hat das alte Haus, das hier gestanden ist, umgebaut und es sieht wirklich toll aus, aber seht selbst.

IMG_6388

Man merkt den leicht südeuropäischen Einfluss Smiley Das Zimmer ist extrem sauber und neu eingerichtet, wir sind die einzigen Gäste (das zweite Zimmer ist noch nicht fertiggestellt) und fühlen uns hier pudelwohl. Johan bot uns für die 3 Tag “all-inclusive” Essen (3x Frühstück + 3x Abendessen) für einen Fixpreis an und erzählt uns was er alles kocht und wie viel besser es als das normale kubanische Essen ist. Wir sind noch ein bisschen skeptisch und da wir bis jetzt auch immer Schnäppchen in der Stadt gefunden haben auch noch nicht sicher. Während Johan die Formalitäten erledigte haben wir (also eigentlich Nicole) schon einmal die Wäsche per Hand gewaschen Smiley

IMG_6386

Ich habe noch ein bisschen mit dem Hausherrn geplaudert und mich gut mit ihm verstanden. Wir beschlossen das Essens-Angebot anzunehmen, vor allem da es eigentlich sehr günstig ist. Wie ich ihm das mitteilen wollte, meinte er, dass er es noch billiger machen kann, da wir ja jung und Studenten sind und er nur will dass wir zufrieden sind Smiley

Nach kurzer Zeit haben wir auch andere Casabewohner kennen gelernt. Da wären: die Katze, der Dackel, der sich wie eine Katze benimmt und das Baby – Tiago, 9 Monate alt. Hier gefällt es uns! Zwinkerndes Smiley

Nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt sind wir wieder zurückgekehrt um die Wäsche abzunehmen, die nach ca 2 Stunden schon fast trocken war. Kein Wunder – es hatte auch ca 70 Grad!!! (natürlich nur gefühlt…. wobei – wer weiß)

Vor dem Essen wollten wir noch schnell Wasser kaufen gehen. Johan hat uns vorgewarnt – wir sollen erst nach dem Preis fragen und dann kaufen, denn manchmal zocken sie Touristen ab und verrechnen mehr. Wir dachten uns, das kann nicht so schlimm sein, bis jetzt gab es immer Preisschilder und im Supermarkt haben wir bis jetzt IMMER das gleiche bezahlt. Der erste kleine Supermarkt an der Ecke hatte Preisschilder – komischerweise waren die Preise doppelt so hoch wie normal… Nagut, wir gehen in den RICHTIGEN Supermarkt, da können sie das ja nicht machen! Das Geschäft hat ausgesehen wie die Supermärkte bis jetzt – undekoriert, geringe Auswahl, nicht sehr kundenfreundlich Smiley Es gab auch fast überall Preisschilder, nur beim Wasser nicht! Mit den Worten von Johan im Hinterkopf fragten wir nach dem Preis, der bis jetzt überall 1,90 CUC betragen hat. Die unfreundliche Dame an der Kasse sagt nach meiner Frage, ob das Wasser eh 1,90 Kostet – “nein, Zwei”. Wir gehen zurück zum Regal. Gut, die verlangen bei Touristen mehr, aber was soll man machen… Wir gehen also mit der Flasche (5L) zur Kassa und die Dame tippt etwas ein – schwupp – es steht 1,90 auf der Kasse. Für einen kurzen Moment freuen wir uns und wollen schon bezahlen. Aber halt. Die nette Frau tippt weiter in ihre Tasten und – hopp – steht auf einmal 2,90 auf dem Display. Ääähhmmm? Auf die Frage hin, ob es nicht 1,90 kostet antwortet sie mit einem trockenen Nein, woraufhin wir die Flasche zurückstellen und gehen. Gott sei Dank hat Johan uns angeboten für uns Wasser zum normalen Preis einzukaufen. Nachdem wir ihm die Geschichte erzählt haben hat er sich für die Leute hier entschuldigt und ganz verzweifelt drein geschaut.

So wird in Kuba übrigens gebaut:  (Das Gerüst mag vielleicht nicht so stabil aussehen, aber dafür werden Ziegeln, Beton usw. verwendet- da können sich die Amis etwas abschauen mit ihren Brettelhütten Smiley )

IMG_6432

Dann war es so weit. Jetzt würde sich herausstellen ob Johan nur phantasiert hat und eigentlich Tellerwäscher war oder wirklich halten kann was er verspricht. Der erste Gang wird serviert (heute macht Johan das selbst, seine Frau ist gerade in Havanna einkaufen): Kürbiscremesuppe, schön garniert – und lecker!!! Danach die Hauptspeise:

IMG_6415

Für mich gibt es Lobster, Nicole bekommt Huhn mit Ratatouie (oder wie man das schreibt). Dazu Salat, frittierte Bananen, Meersalz… Wir speisen wie die Götter. Als Nachspeise gibt es noch Früchte in einem speziellen Cocktail (Chachanchara – Rum, Honig, Limette, Wasser) eingelegt. Während des ganzen Essens grinsen wir wie verrückt und freuen uns dass wir hier gelandet sind!

Nach dem Abendessen sind wir beide kugelrund und lassen uns ins Bett fallen. Nach einem einstündigen Verdauungs-Herumliegen beschließen wir: Es ist Samstag Abend, also wollen wir in die Stadt schauen. Gesagt – getan. Hier zahlt man fast überall 1-2 CUC Eintritt, außer in der Casa de la Musica, also schauen wir dort einmal hin. Auf einem kleinen Platz den man über einige Stiegen erreicht, und weiteren amphietheater-ähnlichen Stiegen, die alle mit Menschen besetzt sind, befindet sich das “Lokal”. Es spielt eine Band klassische kubanische Musik und Leute tanzen. Der Kellner kommt vorbei und fragt was wir wollen – dos Mojitos! Für die haben wir dann auch 5 CUC hingeblättert und zwei kleine Plastikbecher mit einem Magic Life ähnlichen Cocktail bekommen – naja, da hatten wir schon bessere und günstigere. Was auch einem all inclusive Urlaub gleichkam sind die Gäste. Von den über 100 Leuten, die sitzen und dem Geschehen mit einem Getränk in der Hand zusehen, ist glaube ich kein einziger ein Kubaner. Naja, das war dann nicht so unser Ding, und wie dann noch eine afrikanisch-kubanische etwas unrhytmische und unmelodische Tanzvorführung begonnen hat, haben wir uns verabschiedet.

Am nächsten Morgen haben wir die Frau von Johann kennengelernt. Christel hat uns das leckere Frühstück (viel Obst, Spiegeleier, frisch gepresster Guavensaft, natürlich Käse, usw.) “Kubanerplatz” sehen. Bei ca. 45 Grad im Schatten, setzten wir uns erst einmal in die Sonne um dem Treiben zu zu sehen. Ein älterer Kubaner sah uns fragend an und deutete uns, dass wir Sonnencreme verwenden sollen Smiley

IMG_6509

Viele Attraktionen oder Geschehen gab es nicht zu beobachten und so beschlossen wir wieder nach Hause zu gehen. Eigentlich wollten wir uns die Zigarrenfabrik anschauen aber leider ist das nicht mehr möglich (wie auch schon in Havanna und Santa Clara). Die Gastgeberin in unserer Casa in Havanna hat erzählt, dass die Arbeitsbedingungen so schlecht sind, und die Touristen das gesehen haben und das kein gutes Bild auf Kuba wirft. Also werden einfach keine Touristen mehr in die Fabriken gelassen (anstatt die Bedingungen zu verbessern…).

Am späteren Nachmittag beschossen wir wieder in die Altstadt zu gehen um ein Museum zu besuchen und Fotos zu machen. Christel hat uns empfohlen zwischen 5 und 6 Uhr zu fotografieren, da zu der Zeit die Sonne gut steht. Zuerst waren wir in einem Museum wo wir auch auf das Dach gehen konnten und einen guten Ausblick hatten.

IMG_6488IMG_6483

Als wir danach auf dem Hauptplatz entlangschlenderten ergab sich folgendes Bild Smiley

IMG_6499   IMG_6500

Dieser nette alte Mann auf seinem Esel war nicht aufdringlich und wollte auch nur 0,50 CUC (im Gegensatz zu allen anderen die immer 1 wollen!), also haben wir gleich mal Fotos geschossen Zwinkerndes Smiley

Am Abend wurde die Stadt sehr schön durch die untergehende Sonne beleuchtet.

IMG_6537

IMG_6530      IMG_6545

Auf dem Weg durch die Straßen Kubas sieht man immer wieder erwachsene Männer Domino spielen. Dafür verwenden sie einen eigenen Dominotisch (glatte Oberfläche und einen Rand,damit die Steine beim Mischen nicht runterfallen) um den meist bis zu 4 Männer mit konzentriertem Gesichtsausdruck sitzen.
Da Domino für uns nur ein Kinderspiel ist, sieht das immer sehr witzig aus.

IMG_6516

Als wir nachhause kamen, fragte Johan, ob wir mit ihnen Domino spielen wollen. Natürlich stimmten wir zu und wurden gleich in die sehr komplexe Welt des Dominos eingeführt. Die Zwei die sich gegenüber sitzen, spielen nämlich immer gemeinsam. Eine Einführung gibt es, sobald wir wieder zuhause sind.

Später kam der Schwiegervater zu besuch. Während alle anderen kochten unterhielten wir uns mit Händen und Füßen. Irgendwie geht es immer. Smiley

Das ist übrigens Diago, der Jüngste (9Monate und schon ganz viele Zähne) der Familie:

IMG_6425

Danach wollten wir den Cocktail, den Johan uns empfohlen hat – Canchanchara (in den die Früchte am Vortag eingelegt waren) probieren. Es gibt ein eigenes Lokal, das nur diesen Cocktail serviert und sonst nichts. Also sind wir hinein, obwohl gerade nicht viel los war und haben uns gesetzt. Gleich ist einer aus der Band (die nicht gespielt hat) auf uns zu und hat gefragt ob wir 2 Canchanchara wollen.

IMG_6549

Nachdem wir unsere Cocktails hatten haben sie begonnen zu spielen, aber nach 2 Liedern war auch schon wieder Schluss. Dann sind neue Leute gekommen und der Musiker war anscheinend mehr bemüht die Leute zu bewirten als zu musizieren. Dann ist auch noch einer von der Band durchgegangen und wollte CDs verkaufen und Trinkgeld haben. Wir haben versucht ihm klar zu machen, dass wir kein Trinkgeld geben für eine Band die nicht spielt… Naja, dann haben sie irgendwann wieder begonnen zu spielen und wir haben einmal unsere Cocktail bezahlt – 6 CUC! Wow… Wir haben die Touristen-Abzocker-Stadt gefunden!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.